Mehr als nur Feuerwehr für knappe Kulturetats
Vor 20 Jahren wurde die Koblenzer Kultur Stiftung gegründet – und hat seitdem rund 300 000 Euro ausgeschüttet
Koblenz. 1999 hatte der damalige Leiter des Mittelrhein-Museums, Klaus Weschenfelder, ein Problem. In einem Auktionskatalog war ein Stillleben des 1802 in der Eifel geborenen, 1847 in Koblenz gestorbenen Jakob Lehnen aufgetaucht. Dieser hatte während seiner Schulzeit am Königlichen Gymnasium in Koblenz durch seinen Zeichenlehrer Konrad Zick zur Kunst gefunden und später an der Akademie in Düsseldorf studiert. Allein schon des Bezugs zu Koblenz wegen wollte Weschenfelder das Bild erwerben.
Die Hürde bildeten wieder einmal die leidigen Finanzen. 4000 Mark fehlten im Ankaufsetat. Und genau hier sprang zum ersten von vielen Malen die im Herbst 1999 gegründete Koblenzer Kultur Stiftung helfend ein. Ein Jahr zuvor hatte die damalige Kulturdezernentin Ingrid Bátori sich zu ihrem 60. Geburtstag keine Geschenke, sondern Geld gewünscht. Geld, das auch vor 20 Jahren in der Kultur an allen Ecken und Kanten fehlte. „Deshalb hatte ich schon immer mit einer Stiftung geliebäugelt und wollte mit diesem Geld den Grundstein dafür legen“, sagt Bátori.
16 500 Mark kamen letztlich zusammen, zu wenig natürlich, um eine Stiftung ins Leben zu rufen. Aber Bátori machte sich in den folgenden Monaten emsig ans Einwerben und Sammeln, und ein Jahr später war die Summe bereits auf 126 000 Mark angewachsen – genug, um ihren Plan zu realisieren und gleichzeitig auch das Mittelrhein-Museum beim Ankauf zu unterstützen. Seit ihren Anfängen fördert die Stiftung ihrer Satzung gemäß kulturelle Veranstaltungen und Institutionen in Koblenz, von der Musik über das Theater bis zur bildenden Kunst
„Wir setzen dabei vor allem auf Nachhaltigkeit“, erklärt Ingeborg Henzler, die 2013 das Amt der Ersten Vorsitzenden von der zur Ehrenvorsitzenden gekürten Ingrid Bátori übernahm. Meint konkret, dass viele Geförderte alljährlich in ihren Etats einen Zuschuss einplanen können. Das unterscheidet die Koblenzer Kultur Stiftung von anderen, die häufig nur eine einmalige Unterstützung gewähren. Bisher wurden insgesamt 300 000 Euro ausgeschüttet, dank zahlreicher Spenden und Zustiftungen engagierter Bürger beträgt das Stiftungskapital mittlerweile 270 000 Euro.
Gefördert wurden beispielsweise Einzelmaßnahmen und Projekte, etwa der Ankauf der Wortelkamp Skulpturen 2011/12, die Rettung der Kassung-Fenster in der Kapelle der ehemaligen Universität auf dem Oberwerth 2014 oder der Ankauf von Konrad Zicks „Salomé“ durch das Mittelrhein-Museum 2018. Hinzu kommt die Unterstützung für Vereine und Institutionen der Musikszene, von den Koblenzer Kammerkonzerten über das Mittelrhein Musik Festival und die Mendelssohn-Tage bis hin zur Musikschule.
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Beide, Bátori und Henzler, können den Karl Valentin zugeschriebenen, wohl aber nicht von ihm stammenden Satz nur unterstreichen. Sie macht Arbeit und kostet Geld. Geld, mit dem die Koblenzer Kultur Stiftung gegenwärtig, in Zeiten von Niedrig- oder gar Negativzinsen, gleich in doppelter Hinsicht bedacht umgehen muss.
„Wir suchen deshalb kontinuierlich neue Spender und Zustifter“, erklärt Henzler. Um ihnen Appetit zu machen, sind für 2020 einige spezielle Veranstaltungen geplant, darunter – passend zum Beethoven-Jahr – die Vorstellung der 1838 im Baedeker Verlag erschienenen „Biografischen Notizen über Ludwig van Beethoven“ von Franz Gerhard Wegeler und Ferdinand Ries.
Diese wurde für das MutterBeethoven-Haus erworben – natürlich mithilfe der Koblenzer Kultur Stiftung, Am heutigen Donnerstag feiert sie im Historischen Rathaus ihren 20. Geburtstag.